Wie zu einer Art Trichter sind auf einem Floß Beton, Asphalt, Rohwolle und Schlamm skulptural angeordnet. Oben am Rand des Trichters befindet sich in einem Behälter Schlamm, den Folke Köbberling aus dem asphaltierten Regenwasserbecken der Floating University entnommen hat. Der Schlamm wird während der Ausstellung durch das Regenwasser und die Rohwolle gefiltert. Ausgehend von der Frage, ob der nachwachsende Rohstoff Schafswolle die verschmutzte Erde reinigen kann, analysiert die Künstlerin die mögliche chemische Transformation des Schlamms und seine toxische Zersetzung. Ihre laborhafte, skulpturale Untersuchung versinnbildlicht eine Transformation, die sich stets im Dialog zwischen Natur und Kultur befindet. Wie in ihren früheren Kunstaktionen im urbanen Raum legt Folke Köbberling mit dieser Labor-Inszenierung die urbane Infrastruktur, die sich hinter der idyllischen Wasserlandschaft der Floating University verbirgt, offen und bietet eine spekulative Lösung für unsere Umweltprobleme durch die Verwendung der natürlichen Ressource Schafswolle an, die in der Vergangenheit einen dramatischen Wertverlust erlebt hat. Sie ist seit einigen Jahren das bevorzugte Instrument in den künstlerischen Arbeiten und ortspezifischen Interventionen der Künstlerin.
(Dank an das Institut für Geosysteme und Bioindikation der TU Braunschweig.)
Folke Köbberling (Berlin) beschäftigt sich mit der städtebaulichen Umgebung und ihrer Vergänglichkeit als Spiegelbild allgemeiner gesellschaftlicher Prozesse. In mal skulpturalen Installationen, mal ortsspezifischen Interventionen setzt sie sich mit Themen in Bezug auf den öffentlichen Raum auseinander wie Basisbeteiligung und Selbstorganisation, Mobilität und Unterkunft, Nachhaltigkeit und Ressourcenknappheit. Mit künstlerischen Mitteln schafft sie Modelle für den Widerstand gegen unsere Vereinnahmung durch die Auswüchse der herrschenden neoliberalen Wirtschaftsordnung, protestiert gegen den automobilen Individualverkehr als hegemoniale Leitkultur und kommentiert unseren gewohnten Umgang mit städtischer Architektur auf subtile, oft humorvolle Weise.