In seiner Videoarbeit Fiktion einer Nicht-Einreise zeigt Mischa Leinkauf die nicht-sichtbaren Grenzen auf dem Meeresgrund zwischen Israel und Jordanien bzw. Ägypten im Roten Meer sowie zwischen der spanischen Enklave Ceuta und Marokko in der Straße von Gibraltar. Der Künstler verlässt den streng überwachten Landweg, taucht zum Meeresgrund hinab und „unterwandert" friedlich die Grenzen. Durch sein subversives „Spazieren" durch das grenzlose Meereswasser setzt er politisch motivierte Grenzziehungen performativ außer Kraft. Er legt durch sein Handeln die Radikalität von Grenzen sowie die Brutalitäten ihres Kontrollsystems offen und stellt die Praxis von Territorialität grundsätzlich in Frage.
Glory (2021) verbrannte Nationalflaggen, gerahmt 85 x 60 cm
Die Installation Glory setzt sich mit der Symbolkraft von Nationalflaggen auseinander. Flaggen zeigen einerseits territoriale Zugehörigkeit und nationalstaatliche Identität an, andererseits stehen sie für Abschottung und Ausschluss. Bei politischen Konflikten werden sie zum Katalysator einer Trennung in das Eigene und das Fremde. Glory zeigt die verbrannten Nationalflaggen von zwei seit siebzig Jahren getrennten Staaten: Süd- und Nordkorea. Im Moment des Verbrennens haben sich die Flaggen in Farbe, Form und Materialität angeglichen, nur leichte Andeutungen eines Unterschieds sind noch zuerkennen. Die im Rahmen sichtbare Asche, Zeugnis des Verbrennungsvorgangs, spielt mit der Vergänglichkeit eines staatlichen Symbols. Mischa Leinkauf verwischt mit dem Akt des Verbrennens das Trennende der beiden Nationalflaggen und stellt sich der wachsende Betonung nationaler Territorialität entgegen.
Mischa Leinkauf (Berlin) beschäftigt sich mit politischen und gesellschaftlichen Grenzen und Beschränkungen theoretischer und physikalischer Art. Seine Arbeiten befassen sich mit Limitierungen von Räumen durch Beschneidungen, Regeln, Architekturen und Barrieren. Er hinterfragt den Sinn und Unsinn von Grenzziehungen, von nationalen Identitäten und Territorien im 21. Jahrhundert. Durch Interventionen im öffentlichen Raum provoziert er Situationen, die temporäre Irritation erzeugen und gesellschaftlich oder politisch motivierte Grenzziehungen außer Kraft setzen.